27.11.2025
Unternehmen in Deutschland stehen vor immensen Herausforderungen. Das betonte Rita Schwarzelühr-Sutter, Parlamentarische Staatssekretärin des Bundesministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMUKN) auf der 9. Jahresveranstaltung der Netzwerkinitiative. Doch Effizienzfortschritte machen Deutschland als Wirtschaftsstandort resilienter und unabhängiger von Rohstoffimporten. Schwarzelühr-Sutter ist eine von mehr als 130 Vertreterinnen und Vertretern aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft, die am 20. November der Einladung der Netzwerkinitiative ins Haus der Deutschen Wirtschaft gefolgt waren.
Die Netzwerkinitiative als beständiges Erfolgsmodell
Corinna Enders, Vorsitzende der Geschäftsführung der Deutschen Energie-Agentur, begrüßte die Gäste und moderierte den politischen Vormittag. Die politische Podiumsdiskussion wurde zu Beginn mit drei Impulsen, jeweils aus der Politik, der Wirtschaft und der Wissenschaft eröffnet, in denen die hohe Bedeutung der Netzwerke in Krisenzeiten betont wurde.
Rita Schwarzelühr-Sutter sprach darüber, wie herausfordernd u. a. die gestiegenen Energiekosten und die vielfältigen (auch bürokratischen) Anforderungen für Umwelt- und Klimaschutz für die Wirtschaft sind. Eine weitere zentrale Botschaft lautete: Klimaschutz ist auch eine wirtschaftliche Chance. Die eingeschlagenen Ausbaupfade sollten konsequent fortgeführt und die Energieeffizienz weiter gesteigert werden.
Genau an diesem Punkt setzt die Initiative an: Sie leistet einen wertvollen Beitrag und hat sich in den vergangenen elf Jahren als erfolgreiches Modell bewährt, das Unternehmen kontinuierlich unterstützt.
Die Bedeutung von Energieeffizienz und Klimaschutz nach wie vor sehr hoch
Wie das gelebte Engagement aus den Netzwerken ist, zeigte Dr. Andreas Gahl, Geschäftsführer der MPG Mendener Präzisionsrohr, welches Mitglied des Mendener Netzwerks ist. Gahl wies darauf hin, dass das Mendener Netzwerk bereits in die dritte Runde geht und somit ein langjähriger Vorreiter in Sachen Energieeffizienz und Klimaschutz ist.
So hat sich das Unternehmen ehrgeizige Klimaschutzziele gesetzt und strebt eine THG-neutrale Produktion von Wärmetauschrohre an. Darüber hinaus bekräftigte Gahl, dass gerade beim Thema Energieeffizienz noch sehr viel ungenutztes wirtschaftliches Potenzial steckt. Er appellierte an die Unternehmen, das Ambitionsniveau im Klimaschutz nicht zu senken und das Momentum zu nutzen, damit der Ausbau von Erneuerbaren Energien an Fahrt aufnimmt.
Aus einer wissenschaftlichen Perspektive berichtete Friedrich Seefeldt, Direktor bei Prognos AG über die aktuellen energiepolitischen Entwicklungen und hob hervor, dass es für eine wettbewerbsfähige Energieversorgung eine flächendeckende Digitalisierung bräuchte.
Notwendiger politischer Rahmen für Investitionen
Beim Podiumsgespräch diskutierten Rita Schwarzelühr-Sutter (BMUKN), Vertreter der Hauptgeschäftsführung des VKU sowie Vertreterin des BDEW und der Unterabteilungsleiter IIB Dr. Axel Bree (BMWE) über die erforderlichen politischen Rahmenbedingungen. Dr. Kai Lobo, Stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Verbands kommunaler Unternehmen e. V. (VKU), betonte Klimaziele seien gleichzeitig Investitionsziele. Insofern sollte der Förderrahmen erweitert werden, auch für den Wärmebereich. Dr. Kirsten Westphal, Mitglied der Hauptgeschäftsführung beim Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e. V. (BDEW), bekräftigte auch, dass die Unternehmen ausreichende Planungssicherheit brauchen, um sich mehr Freiräume für innovative Projekte zu schaffen. Damit könnte das freiwillige Engagement der Wirtschaft gestärkt werden.
Mit der Flexibilisierung würden sich in der Energiebranche ebenfalls neue Geschäftsmodelle und neue Chancen für die Wertschöpfung vor Ort ergeben. In diesem Kontext erwähnte Corinna Enders (Deutsche Energie-Agentur), dass man nicht vergessen sollte, Teilhabe und Akzeptanz für diese Themen zu schaffen. Auf dem Diskussionspodium wurde auch der Wunsch an die Politik adressiert, das Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz (KWKG) zu reformieren. Auch der neue Referentenentwurf des Energieeffizienzgesetzes, der kurz vor Veröffentlichung steht, beschäftigt sowohl Unternehmen als auch Wirtschaftsverbände gleichermaßen.
Von besonders engagierten Netzwerken lernen und den Mut zur Transformation aufbringen
Auch dieses Jahr wurden besonders erfolgreiche Netzwerke für ihre Arbeit in der Umsetzung zahlreicher innovativer Maßnahmen gewürdigt:
Beim Netzwerk 4. Runde en2x schließen sich alle deutschen Raffinerien und weitere Unternehmen der Kohlenwasserstoffwirtschaft zusammen, um die Transformation der Mineralölbranche sowie die Ablösung von Mineralöl als wichtigsten Primärenergieträger voranzubringen.
Außerdem wurde das Effinet@SCHOTT 3.0 geehrt, das als konzerninternes Netzwerk Expertise rund um die Glas- und Materialtechnologie bündelt und zu einer kontinuierlichen Steigerung der Energieeffizienz an den verschiedenen Produktionsstandorten beiträgt.
Nicht zuletzt wurde ein Netzwerk aus der Lebensmittelbranche ausgezeichnet: Das Netzwerk Energieeffizienz in bayerischen Brauereien und Molkereien lebt den regionalen, branchenübergreifenden Ansatz und vereint traditionsreiche Familienbetriebe, innovative Mittelständler sowie führende Markenunternehmen im Einsatz für Energieeffizienz und Klimaschutz aus ganz Bayern.
Fachliche Beiträge und offene Diskussionsformate am Nachmittag
Beim Panel Wärmemanagement wurden aktuelle Wärmewendetechnologien aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet, u. a. aus der Sicht eines Wärmeversorgers und Netzbetreibers (BEW Berliner Energie und Wärme), eines Wärmespeicher-Entwicklers (Lumenion) und aus der Wissenschaft (Fraunhofer ISI). Diskutiert wurden vorrangig Potenziale und technische Möglichkeiten der zukünftigen Abwärmenutzung. Folgende Fragen wurden auch thematisiert: Welche Herausforderungen müssen aktuell gelöst werden? Wie stark sinkt das verfügbare Abwärmepotenzial, wenn Prozesse elektrifiziert werden?
Des Weiteren wurde im Anschluss der offizielle Launch der Deutschen TOP TENs – List of Energy Efficiency, auf der innovative und besonders herausragende Energieeffizienz-Projekte gelistet sind, verkündet. Auch die Initiative Energieeffizienz und Klimaschutz-Netzwerke ist auf der Liste, die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWE) und Umweltbundesamt (UBA) herausgegeben wird, vertreten.
Barcamps mit hoher Beteiligung und Zukunftsthemen der Initiative
Beim Barcamp konnten die Teilnehmenden eigene Themen in kurzen Pitches einbringen und mittels einer Umfrage auswählen. So sind Austauschformate zustande gekommen, die sich zu den Themen Abwärme, Motivation in den Netzwerken, Unternehmensstrategien, Finanzierung und Meta-Netzwerke ausgetauscht haben. Dabei wurden zahlreiche Ansätze für eine Weiterentwicklung der Netzwerkinitiative gesammelt.
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Bildnachweis: Claudius Pflug
























