EnergieEffizienzNetzwerk Niederbayern EN2

Viermal mehr Energie eingespart

Gemeinsam statt einsam: Auf dieses Motto setzten auch die sieben Unternehmen, die beim ersten Energieeffizienz-Netzwerk Niederbayerns mitmachten. Und das mit Erfolg, wurden doch die selbst gesteckten Einsparziele um das Vierfache übertroffen. Anfang Oktober 2019 startete die zweite Netzwerkrunde mit dem neuen Regionetzwerk Energieeffizienz Niederbayern (RENi).

„Energieeffizienz ist ein Thema, das mich schon seit Langem beschäftigt. Ich bin ein Kind der Ölkrise der 1970er-Jahre“, sagt Martin Tanne, Inhaber von Tanne Kunststofftechnik im niederbayerischen Hunderdorf. 1999 übernahm der damals 31-Jährige von seinen Eltern die Leitung des Familienunternehmens. Es beschäftigt rund 70 Mitarbeitende und produziert als Zulieferer für die Automobilindustrie hauptsächlich Spritzgussteile und Baugruppen.

„Wir setzten schon lange auf Energiesparen, auch als es in der Politik noch kein großes Thema war“, erinnert sich der gelernte Werkzeugtechniker und Diplom-Ingenieur. Bereits im Jahr 2000 wurde das stark expandierende Unternehmen erstmals nach ISO 9001 zertifiziert. Als Tanne dann Anfang 2017 von Plänen erfuhr, unter der Federführung von C.A.R.M.E.N. e. V. das erste Energieeffizienz-Netzwerk Niederbayerns zu starten, war er von Anfang an mit im Boot.

Netzwerk als Ideenschmiede

„Interessant war für mich vor allem, dass in der Gruppe mehrere andere kunststoffverarbeitende Unternehmen mit einer energieintensiven Produktion waren. Da dachte ich sofort, dass wir voneinander lernen können“, erzählt Tanne. Unter anderem geht es darum, Kunststoffe mittels Wärme aufzuschmelzen und in die richtige Form zu bringen und dann später wieder zu trocknen bzw. herunterzukühlen.

„Über den Erfahrungsaustausch im Netzwerk bekam ich einige zusätzliche Ideen, was wir hier noch besser machen können“, sagt Tanne. Einige davon stehen noch auf seiner To-do-Liste, beispielsweise ein energieeffizienterer Kühlwassereinsatz über die Nutzung eines Erdtanks als Kältepuffer oder ein Blockheizkraftwerk. Andere Ideen konnten schon umgesetzt werden. So optimierte das Unternehmen die Kühlung seiner Kunststoffspritzmaschinen mithilfe von Freikühlern, welche hierfür den Temperaturunterschied der Außenluft nutzen.

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Wir haben über das Netzwerk viele neue Ideen zur Energieeinsparung erhalten. Jeder Teilnehmer hat zu einem Treffen eingeladen. Vor Ort konnte man sehen, was umgesetzt wurde. Oft stehen die Unternehmen vor ähnlichen Herausforderungen und auf den Treffen konnten wir uns über die verschiedenen Lösungsansätze austauschen.&#8221;

Wir haben über das Netzwerk viele neue Ideen zur Energieeinsparung erhalten. Jeder Teilnehmer hat zu einem Treffen eingeladen. Vor Ort konnte man sehen, was umgesetzt wurde. Oft stehen die Unternehmen vor ähnlichen Herausforderungen und auf den Treffen konnten wir uns über die verschiedenen Lösungsansätze austauschen.”

Martin Tanne, Inhaber Tanne Kunststofftechnik GmbH

„Auf diese Weise können wir viel Strom sparen“, freut sich Tanne. Die Investition von rund 25.000 Euro „amortisiert sich locker innerhalb von drei bis vier Jahren“, rechnet er vor. Weitere Einsparungen konnten durch den Austausch von hydraulisch arbeitenden Maschinen durch moderne, elektrische Modelle erzielt werden sowie durch die Optimierung der Beleuchtung mittels Bewegungsmeldern.

Durch Netzwerkarbeit Fördermittel erschließen

Schon seit Längerem ist auch der Verpackungsspezialist Bischof + Klein in Konzell dabei, seine Energieeffizienz schrittweise zu verbessern. So gibt es seit Jahren Energieteams und ein Energiemonitoring in dem international aufgestellten Unternehmen mit fünf Standorten und rund 2.600 Mitarbeitern. Das Werk in Konzell ist bereits seit 1998 EMAS-zertifiziert. „Wir wussten, dass wir in vielen Bereichen schon gut sind, doch man muss ja ständig dazulernen. Wir wollten uns auch Erfahrungen von außen holen und unsere Erfahrungen mit anderen teilen“, erläutert Werner Steininger, Leiter Technik, sein Engagement in dem Energieeffizienz-Netzwerk. Input an die anderen Unternehmen habe man beispielsweise im Bereich der Erfassung von Energiedaten geben können.

„Über das Netzwerk sind wir vor allem darauf gestoßen, dass Energieeinsparmaßnahmen nicht nur bei KMUs, sondern auch bei Unternehmen unserer Größe von der KfW und der Bundesregierung gefördert werden. Dies sind wir dann angegangen“, erklärt Steininger. Man investiere ja schon seit Jahren in eine effizientere Produktionstechnik, doch wenn dies finanziell unterstützt werde, könne man noch mehr für die Umwelt tun.

Gefördert wurde eine Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung über einen sogenannten Zellradabscheider für die Kunststoffbeutelproduktion. 300.000 Euro investierte Bischof + Klein in die Maßnahme, die Förderquote lag bei 30 Prozent. Etwa fünf Förderanträge für weitere Optimierungen des Produktionsprozesses liefen derzeit noch, so Steininger, beispielsweise für energieeffizientere Längsschneider bei der Folienherstellung. „Außerdem haben wir über das Netzwerk erfahren, dass auch Investitionen in eine effiziente Gebäudetechnik förderfähig sind. Hier wollen wir in Zukunft einige Projekte umsetzen“, bekräftigt Steininger seine Netzwerkteilnahme.

”Low-hanging-fruits“ ernten

„Wir sehen eine breite Palette an Maßnahmen, die von den Unternehmen ergriffen wurden, um Energie einzusparen, wobei der Schwerpunkt bei den ”Low-hanging-fruits“ lag“, bilanziert Stefan Heins, Projektleiter bei C.A.R.M.E.N. e.V. die Netzwerkarbeit. Dazu gehören der Einbau von LED-Leuchten, Leckagenbeseitigung, verbesserte Isolierung oder die Wärmerückgewinnung.

Es wurden aber auch ungewöhnliche Ideen, wie der Ersatz von Druckluftanlagen zum Reinigen von Maschinen durch kleinere Laubstoffbläser mit Akkubetrieb, umgesetzt. Wichtig war immer auch die Einbeziehung und Sensibilisierung der Mitarbeitenden. Zudem konnte über die Netzwerkarbeit der regionale Austausch der Unternehmen gestärkt werden, der nun auch in dem neuen „Regionetzwerk Energieeffizienz Niederbayern“ (RENi) weiterwirkt. Drei der sieben Unternehmen sind auch in der zweiten Runde dabei, darunter auch Martin Tanne.

Steckbrief EnergieEffizienzNetzwerk Niederbayern EN2

Typ
Regionales Netzwerk
Netzwerkträger
Centrales Agrar-Rohstoff Marketing- und Energienetzwerk e. V. (C.A.R.M.E.N. e.V.)
Laufzeit
1. Runde: 05/2017 bis 05/2019, 2. Runde: 02/2020 bis 02/2024
Teilnehmer
Bischof + Klein SE & Co. KG, Brandt Schokoladen GmbH + Co. KG, gabo Systemtechnik GmbH, jp Industrieanlagen GmbH, Stadtwerke Straubing GmbH, Tanne Kunststofftechnik GmbH, Wallstabe & Schneider GmbH & Co. KG

Informationen rund um Energieeffizienz-Netzwerke und weitere Erfolgsgeschichten können Sie in der Broschüre “Gemeinsam erfolgreicher” nachlesen.

Bildnachweise:
Teaserbild: Bischof + Klein SE & Co. KG
Portraitfoto Martin Tanne: Martin Tanne;
Gruppenfoto: C.A.R.M.E.N. e.V.