3 Fragen an Dieter Kempf, Präsident des BDI

Dieter Kempf, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), spricht im Kurzinterview über die Arbeit mit und für Netzwerke, die wichtigsten Gründe einer Netzwerkteilnahme für deutsche Unternehmen sowie die Fortsetzung der Initiative ab 2021 und warum der BDI diese weiter unterstützt.

Als Botschafter der Initiative Energieeffizienz-Netzwerke engagieren Sie sich für die Netzwerkidee. Welche Bedeutung hat das Thema Energieeffizienz für die deutsche Industrie?

Die deutsche Industrie setzt sich seit Langem für Energieeffizienz und Energieproduktivität ein. Dies unterstreicht unser Engagement in der Initiative Energieeffizienz-Netzwerke. Deutschland hat mit der Entkopplung von Wachstum und Energieverbrauch schon einiges erreicht. Zunehmend sparen Unternehmen in der Produktion Energie ein – und produzieren mit weniger Aufwand mehr. So ist das Bruttoinlandsprodukt seit 1990 um 43 Prozent gestiegen, während der Primärenergieverbrauch um elf Prozent zurückgegangen ist (Quelle: www.deutschland-machts-effizient.de). Ein Schlüssel für diesen Erfolg sind die gute Vernetzung innerhalb der Industrie sowie zwischen Industrie und Forschung. Auch weltweit findet der hohe Stellenwert der Effizienz hierzulande Anerkennung, die amerikanische Organisation American Council for an Energy-Efficient Economy hat Deutschland mehrmals auf den ersten Platz ihres globalen Effizienz-Rankings gewählt. Statt sich auf den Lorbeeren auszuruhen, muss Deutschland weitere Energieeffizienzpotenziale ausschöpfen. Das Ziel der Bundesregierung, den absoluten Energieverbrauch bis 2050 im Vergleich zum Jahr 2008 zu halbieren, stellt die Industrie vor große Herausforderungen. Die Effizienznetzwerke sind ein erprobtes und wirkungsvolles Instrument, durch Zusammenarbeit mit Unternehmen vor Ort weitere Effizienzfortschritte zu erzielen.

Was sind Ihrer Meinung nach die drei wichtigsten Gründe für Unternehmen, an der Netzwerkinitiative teilzunehmen?

Erstens die Senkung der Energiekosten. Sie ist für Unternehmen seit jeher essentiell. Durch die Energiewende und den Einstieg in die CO2-Bepreisung ab dem kommenden Jahr gewinnen die Energiekosten für Unternehmen zusätzlich an Bedeutung. Zweitens sind der regelmäßige Austausch, die Vernetzung untereinander sowie das Erarbeiten gemeinsamer Positionen weitere gute Gründe für eine Teilnahme an der Initiative. Die Netzwerke werten das Thema der Energieeffizienz und die Arbeit der dafür zuständigen Kollegen in der öffentlichen wie in der unternehmensinternen Wahrnehmung auf. Drittens spricht für die Netzwerke, dass sie durch begleitende Fachvorträge hochaktuelle, praxisnahe und kostengünstige Fortbildungen für die Mitarbeiter mit sich bringen. Es kommt eben nicht nur ein externer Experte etwa für Energieeffizienz, Carbon Footprint oder klimafreundliche Mobilität in das Unternehmen. Vielmehr engagieren sich die eigenen Mitarbeiter längerfristig für die Themen. Das ist gut für Unternehmen und die Netzwerke insgesamt.

Der BDI ist auch in Zukunft Träger der Initiative, die ab 2021 fortgesetzt und um das Thema Klimaschutz erweitert wird. Warum?

Die Klimaschutz-Debatte, der europäische Green Deal und die bis 2050 geplante Halbierung des Energieverbrauchs verändern grundlegend die Art, wie wir wirtschaften und produzieren. Eine der größten Herausforderungen für die Wirtschaft liegt darin, den Energieverbrauch stark zu verringern. Die Energiewende wird uns nur mit Energieeffizienz gelingen. Als Industrie wollen wir auch in Zukunft ein Zeichen setzen: Energieeffizienz findet bei uns und unseren Unternehmen in der Praxis statt und genießt eine hohe Priorität. Das Thema Klimaschutz erweitert das Angebot der Initiative und macht sie im politischen Diskurs noch relevanter. Mehr als 24500 Unternehmen sind bereits dabei, haben gemeinsam das CO2-Einsparziel der Initiative erreicht und nebenbei ihre Energiekosten gesenkt. Darauf möchten wir aufbauen und die Energiewende weiter mit praktischer Tatkraft begleiten. Die Effizienznetzwerke sind ein gutes Beispiel dafür, dass Ökonomie und Ökologie keine Gegensätze sind, sondern zwei Seiten derselben Medaille.