3 Fragen an Dr. Gregor Weber, ecoistics.institute

Insgesamt 15 Energieeffizienz-Netzwerke konnte Dr. Gregor Weber, Inhaber und Gründer des ecoistics.institue, seit Juni 2018 initiieren und bei der Netzwerkinitiative anmelden – darunter auch das 200. Energieeffizienz-Netzwerk. Weitere Netzwerke stehen bereits in den Startlöchern und auch Unternehmen in Ruanda könnten zukünftig vom Netzwerkgedanken profitieren. Im Interview mit Dr. Weber erfahren Sie mehr über das Konzept ecoistics.EffNaNet, seine bisherigen Erfahrungen und die zukünftigen Projekte.

Seit Mitte Juni 2018 haben Sie bundesweit 15 Energieeffizienz-Netzwerke mit über 77 teilnehmenden Unternehmen gegründet und weitere befinden sich im Gründungsprozess. Was ist Ihr Erfolgsrezept?

In den letzten Jahren habe ich bestehende Energieeffizienz-Netzwerke wissenschaftlich wie praktisch untersucht und aus den Erkenntnissen ein eigenes Konzept entwickelt: das ecoistics.EffNaNet. Viele Elemente tragen zu dessen Erfolg bei. Hinzu kommt ein langer Atem, Durchhaltevermögen und eine Strategie, mit Rückschlägen umzugehen. Drei Komponenten sind mir besonders wichtig: Die Bedürfnisse der teilnehmenden Unternehmen stehen im Fokus, es müssen die richtigen Partner mitarbeiten und ‚Qualität‘ ist das wichtigste Entscheidungskriterium. Das Konzept wurde 2017 mit dem Deutschen Industriepreis und vom Nachhaltigkeitsrat der Bundesregierung als ‚Projekt Nachhaltigkeit‘ ausgezeichnet.

Im Juni 2018 ging es dann an die eigentliche Umsetzung und das bisherige Ergebnis hat unsere Erwartungen weit übertroffen. Aufgrund meiner 20-jährigen Erfahrung lag es nahe, in der internationalen Automobilbranche zu starten. Mit den Ford Werken habe ich einen Partner gefunden, der das Thema aus Überzeugung angeht: Meine Treffen mit der Ford-Geschäftsführung und dem CEO, Gunnar Herrmann, werde ich nie vergessen – das hatte Strahlkraft, das Interesse war echt. Ähnlich positive Erfahrungen machte ich beim Präsidium des Ford-Partner Verbandes und den Autohäusern selbst. Und außerdem habe ich mit Herrn Stefan Welter einen sehr engagierten Ansprechpartner bei Ford, der das Thema – immer zum Wohl der Autohäuser – mit Begeisterung vorantreibt. Ein wichtiger Erfolgsbaustein ist das Thema Qualität. Im Projekt kommen ausschließlich Berater und Auditoren zum Einsatz, die von den Bundesbehörden akkreditiert sind. So ist sichergestellt, dass sie zum einen die nötige Ausbildung mitbringen und zum andern berechtigt sind, für die Unternehmen Fördergelder zu beantragen. Zusätzlich müssen die Berater dem Deutschen Energieberater-Netzwerk (DEN) e.V. angeschlossen sein. Meiner Erfahrung nach ein wichtiger Punkt, um Qualität, Neutralität und Unabhängigkeit in der Beratung sicherzustellen.

Konnten Sie bereits Erfahrungen aus der Zusammenarbeit mit Ihren Netzwerken ziehen? Was ist der größte Mehrwert für die Teilnehmer?

Die ersten Netzwerktreffen haben bereits stattgefunden und es hat sich bewahrheitet: Die Unternehmen sind begeistert und überzeugt von den Beratern. Durch deren Unabhängigkeit und Neutralität gibt es keine Interessenkonflikte und die Teilnehmer haben nicht das Gefühl, dass Ihnen etwas „aufgeschwatzt“ wird. Zudem ist der Lerneffekt in den Netzwerken immens. Bei den Netzwerktreffen, die zumeist in den Betrieben der Teilnehmer stattfinden, wird sowohl über Energieeffizienz gesprochen aber auch über andere Themen wie den Fachkräftemangel, Herausforderungen der Branche, Synergie- und Skalierungseffekte – Themen, die wir ganz gezielt in den Netzwerktreffen ansprechen und Lösungsansätze bieten. Mich begeistert vor allem die Offenheit, mit der auch über sensible und vertrauliche Themen gesprochen wird – unser Grundsatz hierbei: „Alles bleibt in diesem Raum“. Übrigens ist das nicht auf die einzelnen Netzwerke begrenzt – manche Themen werden auch telefonisch zwischen den verschiedenen Netzwerken besprochen. Wir haben also auch ein Netzwerk aller Netzwerke des Projekts „ecoistics.EffNaNet.Ford“ – so profitieren die Unternehmen auch vom Lernerfolg im gesamten Projekt.

Sie wollen Ihr Engagement für Energieeffizienz-Netzwerke sowohl national als auch international ausbauen, was genau haben Sie vor?

Richtig. National gibt es konkrete Gespräche, die aber noch nicht endgültig „unter Dach und Fach“ sind. Deshalb an dieser Stelle noch keine weiteren Details. International möchte ich das Konzept nach Ruanda in Afrika bringen. Warum Afrika? Nun, Afrika ist ein Kontinent, der vom Klimawandel am stärksten betroffen ist. Schauen Sie sich doch die Bilder in den Medien an: Vertrocknete Böden, verhungerte Herden, leidende Menschen – das Thema Klimaflüchtlinge wird uns schneller einholen, als den Industrieländern, die für die Ursachen mit verantwortlich sind, lieb ist. Deshalb möchte ich auch in Afrika etwas tun – nennen Sie es gesellschaftliche Verantwortung oder einfach Überzeugung. Warum Ruanda? Ruanda ist das Partnerland von Rheinland-Pfalz, wo mein Unternehmen sitzt. Es bestehen bereits Kontakte, die ich nutzen darf, um dort IngenieurInnen zu Energieeffizienzspezialisten auszubilden. Sie können dann lokale Unternehmen in Sachen Energieeffizienz unterstützen und beraten. Gleichzeitig möchte ich das ecoistics.EffNaNet-Konzept etablieren, damit die Unternehmen auch in Netzwerken lernen können. Außerdem ist für Ruanda „Nachhaltigkeit“ kein neues Thema: Zum Beispiel sind Plastiktüten dort seit Jahren verboten und das wird streng kontrolliert.

Das Deutsche Energieberater-Netzwerk (DEN) e.V. und dessen Akademie hat ihre Unterstützung schon zugesagt, ebenso haben sich andere potenzielle Partner bereits interessiert gezeigt. Wir benötigen aber weitere Unterstützer – vor allem im Bereich Finanzierung. Wenn es in Ruanda klappt, wird es auch in andern Ländern möglich sein, denn wir haben keine Zeit mehr. Der Planet braucht den Menschen nicht, aber der Mensch braucht den Planeten!

Weitere Details zum ecoistics.institute sowie zum ecoistics.EffNaNet-Konzept finden Sie unter www.EffNaNet.de